Die Siedler der Chamer Gruppe, benannt nach den ersten Fundorten in der
oberpfälzischen Chamer Senke, hinterließen die ersten Zeichen
menschlichen Lebens in der Haager Gegend (beginnende Bronzezeit 3000 bis
1800 v. Chr.). Diese Hirten und Viehzüchter führten wegen der
häufigen Suche nach neuen Weideplätzen ein Nomadenleben. Die
leichten Holzkonstruktionen ohne Fundamente reichten deshalb für
eine kurze Siedlungszeit aus, hinterließen aber keine Spuren einer
anschaulichen Bebauung.
Die ersten bajuwarischen Bewohner ließen sich wahrscheinlich um
700 -800 n. Chr. hier nieder. Weitere Siedlungen entstanden etwa um 1000
n. Chr. später nach der überstandenen Ungarngefahr.
Für das Wort Haag gibt es zwei Deutungen:
- hag è Zaun, Umzäunung
- Häger è frühere Bezeichnung für Richter; Gericht
wurde früher unter Linden
abgehalten.
Die Ortschaften Hag (5 Güter) und Bintpassing (1 Gut) erscheinen
zum ersten Mal im 13. Jahrhundert in den Passauer Urbarien. Um 1542 unterstanden
dem Domkapitel in Haag 3 Güter, in Petzenberg 2 und in Awnpach (Aubach)
5. Bischof Wolfgang erhält 1547 von den Brüdern Herleinsberger
zu Pruckh die Keindlmühle des Wolfgang Keindlmüller. 1578 verleiht
Domdekan Schwartz an den Passauer Bürger Gottfried Hofer und Frau
U. Kinder Zehnten in Haag und Aubach.
Von der Burg "Hochhaus" ( rundlicher Grundriss und von einem
Ringgraben umgeben), die 700 m nordwestlich von Haag entfernt auf einem
Hügel am Staffelbach erbaut wurde, sind keine Spuren von Grundmauern
mehr sichtbar (Die Bevökerung benutzte die Steine der Ruine für
den privaten Hausbau). Die Erbauer oder die Besitzer der Burg sind nicht
bekannt. Ob der gefürchtete Raubritter Hanns der Leutfaringer einmal
Eigentümer oder Erbauer der Burg war, ist historisch nicht erwiesen.
Der Ritter söhnte sich erst 1413 (oder 1431) nach langen Streitigkeiten
mit dem Passauer Bischof aus. 1460 kaufte Andreas Lichtenecker die Besitzungen
in Jahrdorf von Georg v. Leutfaring.
Als Erbauer oder Besitzer kommen mehrere Edelsgeschlechter, die in unserer
Gegend Güter besaßen, in Frage. Um 1300 die Herren von Tannberg,
um 1346 die Herren von Falkenstein, um 1400 Niklas der Zeller in Niederhaus,
um 1547 waren die Herleinsperger die Herren von Kaindlmühle, auch
die Watzmannsdorfer aus dem heutigen Thyrnau kommen in Frage oder das
Geschlecht der Griespacher, deren Besitz um 1220 an den Bischof ging.
Es existieren keine gesicherten geschichtliche Daten über die Haager
Burg.(Rich.Miller)
Nur ein einziger Eintrag im Passauer Diözesanarchiv sagt, dass ein
Hansen Schepenitzen im Jahre 1617 auf der Burg saß. 10 Jahre später
wohnte er schon in Kellberg, und die Burg war anscheinend verlassen, da
kein weiterer Eintrag mehr vorhanden ist. (Lohr- Kaindlmühle).
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In der Nähe der Ruine wurde eine alte Holz-Eisen-Truhe ("Haager
Truhe") ausgegraben. Diese große "Kiste" mit einem
ungewöhnlichen Schloss kann heute im Passauer Oberhausmuseum besichtigt
werden. Weitere Fundstücke, wie ein Türschloss und ein Türschlüssel,
befinden sich im Privatbesitz.
Die Dorflinde vor der Haager Kirche soll von den Burgherren gepflanzt
worden sein
1442 erbaute man in Haag eine gotische Kapelle, deren Chorraum in die
heutige Kirche als Taufkapelle integriert wurde.
Haag gehörte früher zur Pfarrei Kellberg. Bereits 1831 bat man
ohne Erfolg um die monatliche Abhaltung einer Messe in Haag. Im Jahre
1862 wurde eine wöchentliche Schulmesse eingeführt, da es im
Ort bereits seit 1830 ein ordentliches Schulhaus gab. Die Anerkennung
als Kirchenstiftung Haag erfolgte 1858.
Um dem Ziel einer eigenen Pfarrei näher zu kommen baute die Kirchenstiftung
1879 den geräumigen Pfarrhof. 1900 wurde Haag eine Expositur und
bekam einen eigenen Friedhof. Die Anerkennung als eigene Pfarrei erfolgte
1921. Die neu gebaute Kirche wurde 1925 eingeweiht. Seit 1996 gehört
die Pfarrei Haag zum Pfarrverband Hauzenberg.
Das alte einstöckige Schulhaus wurde 1841 errichtet und nach mehreren
Umbauten bis 1966 genutzt. Im neuen Schulgebäude nördlich der
Kirche werden heute noch vier Grundschulklassen unterrichtet.
Die Installation des elektrischen Stromes erfolgte in Haag in den Jahren
1921-1922.
Vor 170 Jahren öffnete das erste Wirtshaus in Haag, ein paar Jahrzehnte
das zweite und um 1958 das dritte. Letzteres wurde um 1993 wieder aufgegeben.
Vor 140 Jahren öffnete die erste Handlung und eine Bäckerei.
Die Zahl der Lebensmittelgeschäfte stieg auf drei und fiel wieder
auf eins zurück. Die Bäckerei endete um 1980. In den 60er und
70 er Jahren gab es auch eine Metzgerei in Haag.
Bis zum freiwilligen Zusammenschluss 1976 mit der Gemeinde Hauzenberg
gehörte Haag zur Gemeinde Windpassing. Der Pfarrverband Hauzenberg-Haag-Germannsdorf
deckt sich seit diesem Jahr genau mit den endgültigen Gemeindegrenzen
von Hauzenberg. Am 28.04.1978 wurde Hauzenberg wegen seiner Bedeutung
im Bereich des südlichen Bayerischen Waldes zur Stadt erhoben.
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