Pisling heute
 
       
 

 

  Beim Anwesen Böhmisch steht ein Passionskreuz. Es befindet sich im Besitz der Familie Böhmisch. Das Kreuz steht auf einem Sockel, der mit bunten Granitplatten belegt ist. Darauf steht die Jahreszahl 1988. In diesem Jahr wurde das Kreuz das letzte Mal renoviert. Ganz oben am Kreuz befindet sich ein Schild mit der Jahreszahl 1890. Wahrscheinlich ist dies das Jahr der Aufstellung, obwohl das nicht mehr bekannt ist. Der Grund für die Aufstellung des Kreuzes ist ebenfalls nicht mehr bekannt, könnte aber mit dem großen Brand zusammenhängen, der 3 Jahre zuvor fast das ganze Dorf vernichtete.

Dem Erzählen nach wurde damals an der Stelle im Winter immer ein Eisstockschießen veranstaltet und im Sommer war hier eine Kegelbahn. Es standen hier drei Kastanienbäume, an die immer drangeschossen wurde, davon sind zwei eingegangen und beim Dritten wurde dann dieses Kreuz aufgestellt. Dieser Kastanienbaum wurde 1978 entfernt, und ein Neuer gepflanzt. Dieser ist heute schon wieder ein schöner großer Baum.

 

 

Luftbild
 
Geschichtliches
 
       
 

Die Ortschaft Pisling und die Ortschaft Windpassing sind in unserer Gemeinde wohl die ältesten und etwa zur gleichen Zeit wie die Dörfer Renfting, Glotzing und Loifing entstanden. Aus geschichtlichen Forschungen ist zu entnehmen, daß die Orte mit der Endung -ing von 800-1000 nach Christus als Erste gegründet wurden. Die ersten Siedler suchten sich die besseren Lagen für ihre Rodungen, vor allem leicht geneigte Südhänge nahe am Hof. An den Südhängen schmilzt der Schnee eher weg. Dadurch ist die Temperatur des Bodens das ganze Jahr über höher als anderswo, und es wächst mehr. In den Passauer Urbaren wird Pisling das erste Mal um 1220 erwähnt. Damals als "Pusilinge". Später änderte sich der Name in Pusling. Im 17. Jahrhundert kann man Pysling lesen. Das ganze 19. Jahrhundert durch wird "Pißling" geschrieben und erst im letzten Jahrhundert entsteht die Schreibweise Pisling.
Im Jahre 1010 schenkte Kaiser Heinrich II dem Kloster Niedernburg den Nordwald, wozu wir auch gehörten. Im Vertrag heißt es, es sollen alle Gebäude und alle nutzbaren Sachen in das Eigentum des Klosters übergehen. Den Passauer Bischöfen passte es nicht, daß das Kloster so groß wurde und sie machten immer wieder Druck auf die Kaiser. Im Jahre 1161 erreichten sie ihr Ziel. Sie erhielten vom Kaiser das "Land der Abtei" mit allem Besitz. Und so gehörten unsere Dörfer und Einöden (höchstwahrscheinlich waren jetzt alle Ortschaften gegründet) dem Bischof von Passau. Dieser Zustand dauerte bis zur Säkularisation im Jahre 1803.
Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden viele Edelsitze. Diese wurden vom Bischof für treue erwiesene Verdienste gewährt. Junge Adelige, die auf dem väterlichen Besitz keine Verwendung hatten, traten in den Dienst der Bischöfe. Als "Ministerialen" derselben gewannen sie Landbesitz und Ansehen. Diese Ministerialen erhielten gewisse Rechte, hauptsächlich Jagdrechte und Lehensrechte. Die Watzmannsdorfer in Thyrnau und Leoprechting waren solche Ministerialen. Zu deren Besitz gehörte in Pisling das Langer Lehen. Diesen sogenannten Landadel gab es bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts.

Zweimal in unserer Geschichte wird von der Pest berichtet. Das erste Mal im Jahre 1348 als die Pest vom mittleren Osten eingeschleppt wurde und 1/3 der europäischen Bevölkerung dahinraffte. Ob in unserer Gemeinde jemand starb ist nicht bekannt. Das zweite Mal im 30 jährigen Krieg in den Jahren 1627 und 1649. In unserer Pfarrei starben damals 292 Menschen.
Im Jahre 1076 wurde die Pfarrei Kellberg gegründet. Dazu gehörten wir bis 1900. Die Pfarrei Kellberg wurde vom Bischof dem Innbruckamt zugewiesen. Dazu gehörte auch das Leprosenhaus in Passau. Die Bauern mußten also Abgaben und Steuern an ihren jeweiligen Grundherrn entrichten und gleichzeitig der Kirche den Zehent bezahlen.
Die absolut vorherrschende Lebensform war in den Dörfern das Bauerntum. In Pisling gab es nie freie Bauern, sondern nur Lehenshöfe. Die Grundherrschaft und die Vogtei (Rechtssprechung) lagen bei den Grundherren auf Edelsitzen in unserer Gegend oder beim Domkapitel (Kimeringer in Pisling und Josenwastl in Jahrdorf ). In zwei 1787 angelegten Urbaren (ähnlich unseren heutigen Grundbüchern) kann man für Pisling lesen. Das Landgericht Oberhaus hatte 2 Lehen (Öller und Bärtl), das Landgericht Leoprechting hatte 1 Lehen (Langer), das Landgericht Buchleitner hatte 1 Lehen (Häusllippl) und das Domkapitel Beneficium Corporis Christi hatte 1 Lehen (Kimeringer). In den anderen Ortschaften war die Verteilung der Lehen ähnlich. Die Mehrherrigkeit in einem Dorf im Mittelalter war üblich und ein Vorteil. Bei Kriegen zwischen zwei Grundbesitzern war das Dorf sicher (zum Beispiel vor dem Abbrennen). In unserer Gegend wird aber nie von größeren Auseinandersetzungen der Grundherren berichtet.

Die größeren bäuerlichen Lehen waren Höfe (es gab ganze, halbe und viertel Lehen). Ein Hof hatte 50 - 60 Tagwerk Grund, circa 4 Ochsen, 4 - 6 Kühe, einige Kälber, Schweine und Schafe. Entsprechend geringer waren Grund- und Viehbestand beim Lehen.

 

In unserem Landstrich herrschte das ganze Mittelalter hindurch die Dreifelderwirtschaft. Bis 1852 war der gemeinsame Weidebetrieb die Regel. Angebaut wurden Roggen, Hafer, Weizen, Gerste, Hirse und Buchweizen (Heidenkorn oder Heiden). Als Gemüse hauptsächlich Weißkraut und Rüben. Erst als 1770 eine sehr große Hungersnot herrschte, wurde bei uns die Kartoffel verstärkt angebaut. Außerdem wurde Flachs angebaut zur Gewinnung von Kleidung und Öl. Die Abgaben (Gilten, Zinse) an den Grundherrn waren: Getreide, Hühner, Eier und Käse. Dazu kam der Zehent der oft aufgeteilt wurde: 2/3 dem Grundherrn und 1/3 dem Pfarrer; (von allem "Gebäu) wurde der Zehent verlangt) Getreide, Hirse, Heiden, Kraut, Rüben und Heu. Dagegen war der Blutzehent (lebendige Tiere) bei uns nicht üblich. Außerdem forderten die Grundherrn Frohnde und Robottdienste (Hand- und Spanndienste). Im späten Mittelalter wurden die Abgaben allmählich in Geldabgaben umgewandelt.

Die Beschreibung der Höfe im Mittelalter ist ganz typisch auch für Pisling passend: Das Wohnhaus steht mit der schmalen Seite zur Straße, der Eingang ist im Hof, der Hof ist von der Straße abgetrennt durch eine Mauer oder ein Gebäude. Auf der Straßenseite befindet sich ein Einfahrtstor und für die Bewohner eine kleine Eingangspforte. Vor der Haustür ein Brunnen mit laufendem Wasser. Im Viereck befindet sich das Haupthaus mit den Nebengebäuden. Im Zentrum der Misthaufen. Die Größe des Misthaufens zeugte von der Größe des Hofes. Ein Dorf hatte meistens eine gemeinsame Wasserleitung mit einem Standner, der jedem seinen Anteil Wasser zuteilte.


Ein großes Problem im Mittelalter war das Feuer. Alle Häuser waren aus Holz erbaut und oft legte eine Feuersbrunst ganze Dörfer in Schutt und Asche. So wurde auch Pisling am 1. Oktober 1887 ein Raub der Flammen. Obwohl es schon 1755 eine Verordnung gab, daß Neubauten bis unters Dach aus Mauerwerk sein müssen. Die zusammengebaute Ortschaft Pisling ist auch heute noch sehr feuergefährdet. Den großen Brand überstanden nur das Wohnhaus vom Badei und der Stadel und das Stöckl vom Köcker. Die Inhäuser auf der südlichen Straßenseite sind wahrscheinlich auch erhalten geblieben. Laut dem Feuerwehrbericht sind 15 Firste abgebrannt. Im letzten Jahrhundert brannte es auch einige Male, aber die Brände blieben immer auf ein Objekt begrenzt.
Die 5 Bauerhöfe wurden sofort wieder aufgebaut. An der Fassade vom Öllerhaus steht die Jahreszahl 1888. Dieses Haus und wahrscheinlich auch die Anderen waren im nächsten Jahr wieder fertiggestellt.
Das Kreuz beim Öller weist die Jahreszahl 1890 auf, vielleicht hat die Errichtung etwas mit dem Brand zu tun.
Die Oberbehörde war für uns ab dem 13. Jahrhundert bis 1786 das Landgericht Oberhaus. Dann war bis zur Übernahme durch Bayern das Pflegeamt Thyrnau für uns zuständig. Ab 1806 gehörten wir dann zum Landgericht Wegscheid. Mit der Auflösung des Landkreises Wegscheid kamen wir zum Landgericht Passau und zum Landkreis Passau.
Der Steuerbezirk Jahrdorf , 1807 gegründet, wurde 1818 aufgelöst und daraus die zwei Gemeinden Windpassing und Jahrdorf gegründet. Mit der Gebietsreform 1971 kamen wir zur Stadt Hauzenberg.

 

 

 

 

 

   
Entwicklung
 
       
  altes PislingSeit mehreren Jahrhunderten besteht Pisling aus 5 Bauernhöfen (früher Lehen genannt), wobei die 5 Lehen 4 verschiedenen Grundbesitzern und 3 Gerichtsbarkeiten unterlagen. Das Dorf muß, geschichtlichen Unterlagen zufolge, über 1000 Jahre alt sein. Es ist aber nicht mehr zu erforschen, wieviele Höfe oder Menschen die ersten Jahrhunderte ansässig waren. Die Entwicklung im Mittelalter ging sehr sehr langsam vor sich. Erst mit der Übernahme durch Bayern im Jahre 1806 kam die allgemeine Schulpflicht und somit "Wissen" in unsere Gegend.

Mit der Industrialisierung im 20. Jahrh. kamen die ersten Maschinen. Zuerst mit Dampf, dann mit Diesel und zuletzt mit Strom betrieben. Die Einrichtungen für den elektrischen Strom wurden in unserer Gemeinde im Jahre 1921 installiert. Aber erst mit dem Straßenbau bis in die Dörfer in den 50er Jahren kam der große Struktur- und Lebenswandel auch bis nach Pisling. Die erste Sandstraße von Haag nach Pisling wurde 1951 gebaut. Kapo war Duschl Josef.

Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrh. wurden viele Maschinen noch mit einem Göppel betrieben. Dieser wurde meist von einem Ochsen oder einer Kuh angetrieben. Über eine Transmission wurde die Kraft an eine Maschine weitergegeben(zum Beispiel zum Gsotschneiden). Mit dem Auftauchen der ersten Dieselmotoren (1897) verschwanden die Göppel allmählich. Beim Öller, Langer und Seppenbauer kann man sich noch an einen Göppel erinnern. Die Pislinger Bauern hatten einen eigenen Dreschwagen ab 1935. In den 60er Jahren legten sie sich einen Mähdrescher zu.
Beim Brand am 1. Oktober 1887 wurden in Pisling sicher viele solcher Maschinen und verschiedenste Handwerksgeräte vernichtet. An das einzige Wohnhaus, das den Brand überstand können sich die Älteren noch gut erinnern. Es war das Badei Haus. Sicher waren die anderen Häuser ebenso erbaut. Einstöckig und mit Ziegeln und Steinen gemauert. Auf diese stehengebliebenen Grundmauern wurden stattliche zweistöckige Bauernhäuser gebaut. Bei Umbaumaßnahmen trifft man im Erdgeschoßgemäuer immer wieder auf Brandspuren. Das Wohnhaus vom Öller steht sogar in der Denkmalliste des Landratsamtes Passau.
In den Dörfern hat es früher einen Dorfbürgermeister gegeben, genannt "Aboida". Der hat angeschafft, wenn die Gemeinschaftseinrichtungen (Straßen, Wasserleitung) zum Herrichten waren. Diese Einrichtung gab es bis zur Gemeindereform, die letzten Jahrzehnte nur mehr als "Einsager" bekannt. Bis in die 50. Jahre war Pisling nur mit Ochsenfuhrwerken zu erreichen. Die Wege waren sehr schlecht und verliefen meistens in "Hohlgassen".
Pisling bestand lange (wahrscheinlich Jahrhunderte) nur aus den Bauernhäusern mit den Austragshäusern "Inhäusl". Die Inhäuser standen auf der südlichen Straßenseite und wurden von sogenannten helfenden Häuselleuten bewohnt. Diese Bewohner mußten keine Miete bezahlen, sondern bei den Arbeiten am Bauernhof mithelfen. Diese Form bestand bis circa 1950.

Im Jahre 1832 hatte Pisling 10 Häuser und 60 Einwohner, 1913 hatte Pisling 60, 1975 waren es 81 und heute 76 Einwohner.
Die wenigen Neubauten in den letzten Jahrzehnten wurden auch an die Durchgangsstraße gebaut, so daß sich die Dorfform als Straßendorf nicht änderte.

  Die Wasserversorgung wurde im Mittelalter durch Quellen gesichert, deren Wasser im freien Gefälle in die Dörfer geleitet wurden. In jedem Haus war aber auch ein Brunnen, aber nur wenige sind heute noch in Betrieb. Bis circa 1965 hatte Pisling einen Widder der das ganze Dorf mit laufendem Wasser versorgte. Am Dorfanfang stand der Standner, der die Wasserverteilung regelte. Die Widder wurden um die Jahrhundertwende installiert. Jedes Jahr hatte ein anderer Bauer die Aufsicht über den Widder. Der Pislinger Widder war bis 1957 in Betrieb.
1947 war eine sehr große Trockenheit. Seit 1973 ist Pisling an das Fernwassernetz angeschlossen und seitdem gibt es keine Wasserprobleme mehr. Seit 1986 ist Pisling an die Kläranlage Kaindlmühle angeschlossen.


In den siebziger Jahren wurde die Flurbereinigung durchgeführt. Das war notwendig, weil durch Teilung und Vererbung der sowieso kleinen Grund-stücke unendlich viele winzige Flächen entstanden sind, die mit Maschinen nicht mehr sinnvoll zu bearbeiten waren. In Grundbüchern sind die vielen Flurstücksnamen noch nachzulesen. Viele Namen sind heute schon verschwunden. Auch ist beschrieben, wer wann das Recht hatte seine Wiesen zu bewässern.
In Pisling gab es bis 1974 eine Flaschenschänke. Leider ist diese Einrichtung verschwunden, obwohl ein großes Interesse an einem öffentlichen Treffpunkt gegeben wäre, das sieht man an der Anzahl der Hütten, die überall aus dem Boden wachsen.
Die Lebensfreude der Pislinger war immer schon groß. In den Bauernstuben wurde zu Mundharmonika oder Zieharmonika getanzt. Um die Jahrhundertwende gab es eine Kegelbahn, und es wurde im Winter tagtäglich Eisstock geschossen. Vor der Jahrhundertwende ist beim Badei ein Dorfwirtshaus gewesen.
Beim Langer auf der Hausbank war lange Zeit der Treffpunkt nach Feierabend. Hier wurde auch der Rosenkranz gebetet, wobei der alte Langer als Vorbeter fungierte. Um 1950 kam der erste Fernseher ins Dorf und ca. 10 Jahre später das erste Telefon.
In den 60er Jahren wurden große Gartenfeste mit Maibaumsteigen veranstaltet. In den letzten Jahren veranstalteten die Hüttenmitglieder Hüttenfeste und große Sonnwendfeuer mit Bewirtung der Gäste.

       
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